Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Rethwisch

Wort zu Ostern 2020

„Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.“
1. Kor. 14,19+20
aus dem österlichen Predigttext

Liebe Ostergemeinde,

das Kind liegt im Bett. Es ist müde vom langen Tag, konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Nach Geschichte und Lied bittet es die Mutter, die Tür einen Spalt offen zu lassen, damit Licht hereinscheint. Es weiß, Mutter und Vater sind da. Zufrieden schläft es ein, der Lichtstrahl begleitet das Kind in seine Träume. Bei geschlossener Tür wäre da Angst vor dem Alleingelassensein, bedrohliche Schwärze, Verlust von Wärme und Nähe, eine große Verlorenheit.

Tür zu – Abstand – Entfernung – keine Berührung, in diesen Tagen erleben wir es. Es trifft die am härtesten, die es sowieso schon schwer haben, die Einsamen, die Kranken, die denen es schwerfällt auf Menschen zu zugehen. Tür zu – Lichtstrahl weg – Dunkelheit. Ich bin mit mir und meiner Angst allein, verlassen, ungeliebt. Ist die Tür zu, ist die Hoffnung am Ende. Die Tür kann ein Bild sein, ein Bild für die Grenze zum Tod. Unweigerlich fällt da eine Tür ins Schloss, wenn ein Mensch gehen muss.

Paulus sagt: „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen“. Ja elend, das ist das richtige Wort bei geschlossener Tür. Doch Paulus sagt weiter: Das ist nicht alles, dieser dunkle Raum bei geschlossener Tür. Auch wenn ihr im Moment nur Dunkelheit spürt und das Unwiederbringliche schmerzt, eure Hoffnung soll darüber hinausgehen. Denn: „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.“
Christus hat die verschlossene Tür aufgestoßen. Er ist auferstanden! Das heißt, etwas zuvor Unüberwindbares hat er hinter sich gelassen, den Tod. Und er lässt uns nicht allein, mit allem Tod. Wir sind seine geliebten Kinder, die Tür ist offen, Licht fällt herein.

„Ich will, dass du lebst!“, heißt es in einem Ostersegen. Dieser Segen soll auch über dem Osterfest 2020 stehen:

„Der Gott des Lichtes und des Lebens
strahle leuchtend auf über uns.
Er lasse uns spüren das Feuer der Liebe
und wärme unsere Herzen mit seiner Lebensglut,
damit wir erkennen seine Güte und seine Barmherzigkeit,
die überreich sind für jeden von uns.
Erlasse uns auferstehen,
wenn Leid unser Leben lähmt
und lass uns seine Stimme hören, wenn er ruft:
Ich will, dass du lebst.
Das gewähre uns Gott,
der für uns Licht ist am Tag und in der Nacht:
der Vater, der Sohn und der heilige Geist.“
(Quelle unbekannt)

Ihre Pastorin Ulrike Dietrich